Von dem Bild eine „gute Mutter“ sein zu wollen und wie du es neu malst

Beitragsbild mit Jenny zum Thema gute Mutter

Lange habe ich hin und her überlegt, ob ich einen Beitrag dazu schreibe. Letztendlich hat mich ein Reel der lieben Dani von Friedvolle Mutterschaft dazu inspiriert. Nachdem ich dieses kurze Video gesehen habe, spürte ich innerlich regelrecht, wie es kribbelte. Da waren Worte, die gesagt oder besser geschrieben und somit raus in die Welt getragen werden wollten.

Mein Bild einer „guten Mutter“

Wenn wir mal ehrlich sind, kreist dieses „gute Mutter“ Ding förmlich ab dem Zeitpunkt der Geburt, wenn nicht schon während der Schwangerschaft in unseren Köpfen herum. Auch ich habe mir bereits in der Schwangerschaft Gedanken dazu gemacht. Ich habe mich förmlich vor meinen inneren Augen gesehen. Wie ich glücklich mein Baby in den Armen halte, Quatsch mit ihm mache, es zum Lachen bringe und rundherum happy bin. Wie ich es immer liebevoll behandele und es durch mich bzw. durch uns als Eltern, zu einer selbstbewussten Persönlichkeit heranwächst. Halt rosaroter Sonnenschein pur.

Woher diese Vorstellung kommt

Die Auffassung, was eine „gute Mutter“ für dich bedeutet, ist natürlich auch geprägt von der eigenen Kindheit und Erziehung. So habe ich Momente und Situationen in meiner Kindheit erlebt, die ich so nicht an meine Tochter weitergeben wollte. Ich kann mich noch gut an einige Situationen erinnern, in denen mich meine Mutter angeschrien hat und ich Tränen überströmt vor ihr stand. Ab und an gab es auch den berühmten Klaps.

„Sowas hat einem Kind ja noch nie geschadet“.

Auch wenn ich das alles meiner Mutter bereits vergeben habe, denn sie wusste sich damals in diesen Momenten nicht anders zu helfen, so spüre ich heute als Erwachsene noch die Folgen davon. All das und natürlich der Schein, den einen Social Media und die Gesellschaft suggeriert, hat bei mir die Vorstellung geprägt, wie eine „gute Mutter“ zu sein hat.

Immer liebevoll. Immer zuvorkommend. Bastelnd mit dem Kind, in Rollenspiele versunken oder im Sand spielend auf dem Spielplatz.

Bloß nicht zu laut werden. Immer da sein für das Kind – Tag und Nacht und dabei natürlich fit, gestylt und lächelnd. Du kannst dir wahrscheinlich denken, dass die Realität ganz anders aussah.

Wie die Realität bei mir aussah

Dann war es so weit. Unsere Tochter war geboren und ich taumelte zwischen Glückseligkeit und Erschöpfung. Erschöpft von den Nächten, in denen ich nicht mehr durchschlafen konnte. Erschöpft von dem jetzt auf gleich fremdgesteuerten und dem vielen, lautem Schreien, was meine Ohren nicht gewohnt waren.

Es gab viele Momente, in denen ich innerlich verzweifelt war, weil ich es nicht schaffte, meine Tochter zu beruhigen. Je mehr sie schrie, umso unruhiger und lauter wurde ich. Innerlich getriggert, durch das Schreien meines Kindes und meiner eigenen Hilflosigkeit. Wie oft saß ich weinend da und die Stimme in meinem Kopf lachte mich höhnisch aus. Denn es war für mich wieder ein Moment, in dem ich als „gute Mutter“, die ich doch so sehr sein wollte, versagt habe.

Es gab so viele Momente, in denen verzweifelt war und viele Tränen sind dabei gelaufen. Sie haben mir geholfen, zu heilen.

Da waren Situationen, in denen ich überfordert war, weil ich die Bedürfnisse meines Kindes nicht lesen konnte. Und wieder war diese Hilflosigkeit da, dieses Mutterding einfach nicht auf die Reihe zu bekommen. Augenblicke, als es mit dem Stillen nicht klappen wollte und ich es doch so sehnlichst wollte, weil als „gute Mutter stillst du doch dein Kind“. Natürlich begann ich mich durch alle möglichen Social Media Profile zu scrollen, las mir durch, wie ich mit meinem Kind umgehen soll, wie ich mit ihm reden soll. Wie ich es behandeln soll, inklusive Beiträge, wie wichtig die ersten 6 Jahre im Leben eines Kindes sind. Und welche Schäden ich dort verursachen kann.

All das verursachte nur eins. Immer mehr Unsicherheit, Angst und Druck in mir. Immer mehr innerliche Geißelung, wenn ich wieder einmal etwas lauter und grober war oder aus „meiner Haut gefahren“ bin. Meine Stimme im Kopf wurde immer lauter. Ich versuchte, die innerlichen Gefühle von Wut und Zorn gegenüber meinem Kind zu unterdrücken. „Denn so darf ich ja nicht agieren. Ich bin ja schließlich eine gute Mutter.“ Was ich dadurch jedoch machte, war mir eine Maske aufzusetzen.

Wie du dein ganz eigenes Bild einer „guten Mutter“ neu malst

Glücklicherweise merkte ich relativ schnell, dass es so für mich nicht weitergehen kann. Ich habe mir professionelle Hilfe in Form eines Coachings gesucht und mich auf die Reise zu meiner Mutterschaft gemacht.

Aus meiner Erfahrung möchte ich dir daher gerne folgendes mitgeben:

1. Beschäftige dich mit deinen Prägungen und inneren Schattenanteilen

Jede von uns trägt negative Prägungen in sich. Diese sind aufgrund äußerer Erfahrungen entstanden, sei es mit deinen Eltern oder anderen Bezugspersonen. Und genau diese Glaubenssätze triggern dich in solchen Momenten mit deinem Kind. Daher beschäftige dich mit diesen Anteilen in dir, bearbeite blockierende Gedanken und heile vor allem dein inneres Kind. Denn dieses lebt auch heute noch in dir drin.

2. Mache dir bewusst, welche Werte du hast und welche ihr in der Familie leben wollte

Werte sind wie Leitsterne. Sie weisen dir den Weg und sind Bestandteil von deiner Lebensvision. Also dem „wie“ du leben magst. Sobald du dir bewusst über deine Werte wirst und treu nach diesen auch lebst, wird automatisch deine kritische innere Stimme leiser werden. Denn mit deinen Werten ebnest du den individuellen Weg für deine Mutterschaft.

3. Verändere deine Grundhaltung

In diesem „guten Mutter“ Ding steckt soviel Perfektionismus drin. Und ich sage dir, du musst nicht perfekt sein. Du bist genau so, wie du bist richtig, auch wenn du es vielleicht nicht glaubst. Durch dieses Streben nach Perfektion setzt du dich nur unter Druck und deine Authentizität geht flöten. Und Authentizität brauchen unsere Kinder. Woher sollen sie denn lernen, wie eine Person sich verhält und aussieht, wenn sie z.B. sauer ist? Und wie sie mit diesen Gefühlen umgehen können? Kinder lernen von Vorbildern und in dem Fall, bist du das.

Daher verabschiede dich von dem Perfekten und sage dir täglich: Du gibst heute das Beste, was du geben kannst. Das reicht vollkommen.

Diese Erinnerung solltest du dir täglich vor Augen führen.

4. Gehe sanftmütig mit dir um

Es wird immer Situationen und Momente geben, in denen du nicht so agierst, wie du es vielleicht gerne möchtest. Denk immer daran, du bist auf einer Reise zu deiner Mutterschaft. Dass alles von heute auf morgen nicht gleich funktioniert, ist dabei völlig normal. Wie soll es denn auch gleich funktionieren? Immerhin sind da eingefahrene und unterbewusste Abläufe, die dein Gehirn ganz automatisch abspielt. Daher bestrafe dich innerlich nicht in den Momenten, in denen du nicht so agiert hast, wie du wolltest, sondern nimm sie an und sprich liebevoll mit dir. Letztendlich würdest du deiner besten Freundin auch nicht an den Kopf werden, „wie blöd sie doch ist, weil sie wieder so reagiert hat“, oder?

Ein zusätzlicher kleiner Tipp von mir: Schaue, dass du dir täglich ein wenig Me-Time einplanst und in der Zeit nur etwas für dich machst. Solche Auszeiten sind wichtig, dass du eine gewisse Balance halten kannst. Denn auch du bist ein Mensch mit eigenen Bedürfnissen.

5. Reflektiere und lerne dadurch

Ein wichtiger Punkt ist das Reflektieren solcher Situationen und das Lernen daraus. Schaue, dass du dir regelmäßig nach solchen Situationen die Zeit nimmst, diese noch einmal im Kopf wie ein Film ablaufen zu lassen, mit dir als Zuschauer. Durch dieses „von außen“ Draufschauen nimmst du eine realistischere Perspektive ein.

  • Was siehst du?
  • Was ist tatsächlich passiert?
  • Welche Bedürfnisse liegen vielleicht hinter dem jeweiligen Verhalten?
  • Wie hättest du vielleicht anders reagieren können?

All deine Antworten helfen dir dabei, die nächste ähnliche Situation anders zu behandeln. Einfach und alleine deswegen, weil du bewusster an diese Situationen herangehst.

Denk immer daran, mit der Geburt deines Kindes hast du dich auf den Weg gemacht. Auf den Weg zu einer besseren Version von dir selbst. Ich hoffe, ich konnte dir den einen oder anderen Impuls mitgeben und wünsche dir nun eine wunderbare Reise.

Wenn du Unterstützung in der Umsetzung benötigst, dann freue ich mich, wenn du mich kontaktierst. Gerne helfe ich dir im Rahmen meiner Begleitung dabei.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Anna

    Ein sehr wichtiger und persönlicher Beitrag, liebe Jenny! Vielen Dank dafür!
    Ich habe ihn sehr gerne gelesen und mir hat besonders gefallen, dass unsere Kinder durch uns Authentizität lernen und das ist heutzutage sehr wichtig.

    1. Jenny Macholdt

      Danke liebe Anna. Ohja das Thema Authentizität dürfen wir Mamas auch meist erst einmal lernen und dabei ist es, wie du schon sagst, so so wichtig ❤️

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Schön, dass Du da bist!

Jenny Macholdt

Ich bin Jenny, seit 2020 Mama eines
kleinen Wirbelwindes und Gründerin
von Moms 4 Moms. Meine Mission ist 
es Mütter miteinander zu verbinden,
frei nach dem Motto: „Gemeinsam, 
statt einsam“

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