Henriette Mathieu: Wie ich durch den Mutter-Burnout zum Leuchturm für Mütter wurde

Henriette Mathieu

Erfahre in dem Interview mit der lieben Henriette Mathieu, wie sie in ihre Mutterrolle reingefunden hat. Mit welchen Herausforderungen sie zu tun hatte und dadurch auf dem besten Weg in den Burnout war. Wie sie wieder aus dieser Spirale herausgefunden und dadurch ihre Berufung entdeckt hat.

Viel Spaß beim Lesen!

Wer bist du, wie lebst du und wie viele Kinder hast du?

Hallo, ich bin Henriette Mathieu, Mutter von 2 Jungs (5 und 8 Jahre) und Bonusmutter eines mit dem Asperger-Syndrom diagnostizierten Jugendlichen. Wir sind eine deutsch-brasilianische Familie, die es an den Strand und die Natur in Brasilien zog. Von Beruf aus bin ich Lehrerin, Musik- und Theaterpädagogin und große Weltenbummlerin, privat wie beruflich. Heute coache ich Mamas, die es satthaben, in totaler Fremdbestimmung zu leben und sich mehr Energie, Leichtigkeit und Selbstbestimmung in ihrem Leben wünschen. 

Wenn du an den Anfang deiner Mutterschaft denkst, wie ging es dir damals?

Super, wahnsinnig gut sogar! Ich hatte eine Hausgeburt und bis auf Brustentzündungen und anfänglichen Stillproblemen war eigentlich alles perfekt. Ich war sehr entspannt und nahm meinen Sohn die ersten Monate lang einfach im Tragetuch überall hin mit: zu Chorproben und Aufführungen, ins Kino, Theater oder zu Konzerten. Dann sind wir im ersten Jahr auf Weltreise gegangen und hatten eine wahnsinnig schöne Zeit zu Dritt. 

Was hat sich dann bei dir persönlich verändert? 

Der erste große Einschnitt war die Rückkehr in die Schule als Lehrerin in Vollzeit (Pflicht), mit stillendem Einjährigen zu Hause, der die Kita hasste. Mit der Geburt des Zweiten entschied ich mich dann für Familie statt Geld und verließ die Schule. 

Und dann änderte sich mit der Entthronung des Ersten plötzlich alles! Das große Leiden begann, und zwar nicht nur bei dem entthronten Großen, sondern auch bei mir. Ich konnte mit seinen starken Gefühlen nicht umgehen. Er war extrem eifersüchtig, wütend und aggressiv dem Kleinen gegenüber, was mich extrem triggerte. Ich rastete aus und litt unter Wutausbrüchen und rutschte zunehmend in eine Negativspirale. Ich war zu einer aggressiven Mutter geworden, die ich niemals sein wollte und die ich selber nicht mehr verstand. 

Meine Wut wurde zu Hass, gefolgt von Schuld und Scham und führte zu einem immer geringer werdenden Selbstwertgefühl. Die permanente große Erschöpfung machte sich physisch wie auch psychisch bemerkbar. 

Irgendwann begann ich zu Burnout zu recherchieren und mir wurde klar, dass ich auf dem besten Weg dorthin war. Aber da war niemand, der mich verstand. Es spitzte sich noch weiter zu, sodass ich irgendwann meine Familie verlassen wollte, weil ich mich selber so abgrundtief hasste. Als ich begann, mich selber verletzen zu wollen und mich fiese Gedanken belagerten, erkannte ich, dass ich etwas tun musste. Ich fühlte mich in Gefahr und zog für mich die Notbremse und sprach mein Problem endlich aus. 

Durch glückliche Zufälle geriet ich an eine wundervolle Therapeutin und begann außerdem Literatur, Podcasts und Kurse zu Persönlichkeitsentwicklung zu verschlingen. 

Ich lernte mühselig besser für mich einzustehen, Bedürfnisse zu erkennen, um Hilfe zu bitten und mein Leben endlich wieder selber in die Hand zu nehmen. Meine bis dato wohl intensivste Reise hatte begonnen und ich bin immer noch mittendrin!  

Henriette mit Sohn
Henriette auf Reisen

Was bedeutet heute Mutterschaft für dich? 

Mutterschaft ist für mich sehr vielschichtig und als Außenstehender wohl kaum zu verstehen. 

Mutterschaft ist heute leider sehr oft mit hoher physischer und emotionaler Belastung verbunden, denn in den meisten Fällen leben wir Familien nicht mehr biologisch „artgerecht“. Mutter sein ist nur ein Hut unter vielen, die wir uns täglich aufsetzen. 

Mutterschaft ist für mich auch Persönlichkeitsentwicklung par excellence! Gnadenlos und jeden Tag von Neuem heißt es, nicht nur sich und die eigenen Bedürfnisse und Handlungen zu reflektieren. Wie oft frage ich mich: „Warum habe ich wohl so reagiert? Hätten wir den Konflikt anders lösen können? Was brauchte mein Kind wohl gerade?“ Vieles, was uns in unserer Kindheit nicht vermittelt oder vorgelebt wurde, dürfen wir heute neu erlernen. Dazu gehören meiner Meinung nach das Wissen um Bedürfnisse, Grenzen setzen und einen gesunden Umgang mit Emotionen. 

Unsere Kinder sind wohl wirklich die besten Lehrmeister für uns. Auch wenn es oft genug wehtut, bin ich sehr dankbar für diese intensive Reise, die sich auf alle Lebensbereiche auswirkt. 

Welche Herausforderungen gibt es in deinem Mama-Alltag, und wie gehst du damit um?

Die größte Herausforderung ist wohl das Begleiten eines willensstarken und gefühlsintensiven Kindes mit neurodiversen Zügen, vor allem, weil ich selber oft sehr emotional bin. 

Auch das Bearbeiten meiner kleineren und größeren Baustellen in meiner Geschichte ist immer wieder herausfordernd für mich. Triggerpunkte wollen angeschaut und gefühlt werden, um sie aufzulösen. Da braucht es viel Selbstmitgefühl und Geduld mit mir selber. 

Es ist herausfordernd, die eigenen und die fremden Bedürfnisse im Blick und in Balance zu behalten. Ganz zu schweigen davon, meine Arbeit als Mütter-Coach mit der Familie und anderen Aktivitäten in Einklang zu bringen. Manchmal träume ich mich zurück in mein Single-Leben, wo ich einfach nur für mich Verantwortung übernehmen musste. Ich darf immer wieder schauen, wo ich als Henriette bleibe und welche Prioritäten ich setzen möchte.  

Welche 3 Tipps würdest du frisch gebackenen Mamas an die Hand geben? 

Erstens: Jedes Kind ist anders und wird mit einer Persönlichkeit und einem Temperament geboren, auf die du keinen Einfluss hast. Beobachte dein Kind und lerne es kennen in seiner Individualität. Viele wohlgemeinte Tipps von Außen führen eher zu Selbstzweifeln und setzen dich unter Druck, als dass sie dir helfen. Deine Unsicherheit wird dein Kind spüren. Traue deiner Intuition als Mutter und deinem Kind! Ihr seid ein tolles Team! 

Zweitens: Es gibt kein allgemeingültiges Erfolgs-Manual für Kinder, das uns sagt, was falsch und was richtig ist und wie wir „erziehen“ sollten. Nichtsdestotrotz empfehle ich, sich früh und vor der ersten „Trotzphase“ eintritt, mit guter Literatur oder Podcasts zu beschäftigen. Das kann dir helfen beim Reflektieren deiner Herkunft und Verhaltensmuster. Es gibt tolle Literatur zum richtigen Verständnis von bedürfnisorientierter Begleitung und auch gewaltfreier Kommunikation.  

Drittens: Bitte um Hilfe und Unterstützung und ohne schlechtes Gewissen, bevor dein Akku aufgebraucht ist. Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen! Du musst nicht perfekt sein, sondern du darfst Unterstützung einfordern! Tritt für deine Bedürfnisse ein, sei kreativ und proaktiv! 

Henriettes Podcast der Leuchtturm Mütter

In deiner Vorstellung hast du erwähnt, dass du ein eigenes Business als Mama-Coach hast. Erzähl mal, was du genau machst und was deine Mission hinter deinem Business ist. 

Nach dem Überwinden meines Mutter-Burnouts spürte ich den Wunsch, dieses große Tabu brechen zu wollen und das Thema in die Welt zu tragen. Viele Mütter leben Tag für Tag am Rande des Wahnsinns und meinen dies als ihr Schicksal ertragen zu müssen. Sie haben schlichtweg keinen sicheren Raum, um sich über ihre Bedürfnisse und Gefühle wie Wut, Hilflosigkeit und Einsamkeit auszutauschen. Ich möchte daher Mütter empathisch und authentisch auf ihrem Weg zu sich selber begleiten, damit die Mutterschaft nicht zur Qual wird. 

Mein Ziel ist es, Müttern zu einer (selbst)liebevollen, selbstbestimmten und friedvollen Mutterschaft zu verhelfen. Wir lösen dafür hinderliche Glaubenssätze auf, lernen innere Anteile kennen und erkennen und heilen die Ursache für unsere Trigger, die für viele Konflikte im Familienalltag sorgen.  

Mein Motto: Erkenne, dass dein Leben etwas mit dir zu tun hat! 

Wie und wo kann man dich erreichen? 

In meinem Podcast der Leuchtturm Mütter erhältst du viele praktische Impulse und Wissen rund um ein gesundes Mama-Mindset, Mama-Burnout, Selbstfürsorge, Energie und der Arbeit an Glaubenssätzen unter anderem.

Außerdem kannst du gerne auf meiner Website vorbeischauen und mehr über mich und meine Arbeit und die verschiedenen Angebote wie Gratis-Angebote, Kurse und Coaching erfahren.

Du möchtest auch deine Erfahrungen aus deinem Mama-Leben mitteilen und dadurch andere Mamas bestärken? Dann sei bei den Mom-Portraits dabei. Melde dich gerne bei mir und lass uns ins Gespräch kommen. Ich freue mich auf dich.

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Jenny Macholdt

Ich bin Jenny, seit 2020 Mama eines
kleinen Wirbelwindes und Gründerin
von Moms 4 Moms. Meine Mission ist 
es Mütter miteinander zu verbinden,
frei nach dem Motto: „Gemeinsam, 
statt einsam“

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