Innere Kritikerin überwinden: So wirst du dir selbst eine bessere Freundin

Innere Kritikerin von Jenny

Ende Juli war es so weit, der Termin zum Ausweis abholen, für meine Tochter beim Rathaus stand an, denn wir wollten ja bald in den Urlaub und dafür war der Ausweis wichtig. Es war Freitag und ich hatte den Termin so gelegt, dass ich 10 Minuten vor Schließung schnell vorbeihuschen wollte. Alles lief wie am Schnürchen. Kaum angekommen, durfte ich schon ins Büro. Und dann wurde ich nach dem alten Ausweis gefragt, den ich natürlich in der Eile vergessen hatte. Somit war ich völlig umsonst zur Mittagszeit zum Rathaus gehetzt und habe den Weg dahin auf mich genommen.

Kennst du auch diese Momente, in denen etwas nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast? Momente, in denen das Ergebnis ein anderes war? Hast du solch eine Situation vor deinem inneren Auge? Wenn ja, dann möchte ich dich dazu einladen, einmal zu überlegen, was dir als Erstes durch den Kopf schießt? Vielleicht ist es so etwas wie z.B. „Boah, bin ich doof …“ oder „sowas Blödes kann ja nur mir passieren, ich Depp“ oder so ähnlich. Denn diese Gedanken sind direkt mir in den Kopf geschossen. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schnell unsere innere Kritikerin aus dem Hinterhalt kommt und wie sehr wir uns dann selbst niedermachen. 

Frage dich einmal selbst, würdest du so mit deinem Kind sprechen, wenn es wütend und frustriert oder gar traurig über eine Situation ist, weil es nicht so funktioniert hat, wie es sich das vorgestellt hat. Wahrscheinlich nicht. Im Gegenteil, du würdest vermutlich empathisch reagieren, und liebe und wertschätzende Worte entgegenbringen und ihm vielleicht auch Mut zu sprechen, je nachdem, worum es ging.

Warum zur Hölle ist es dann so schwer, uns selbst gegenüber das gleiche Verhalten an den Tag zu legen? Dazu möchte ich dich heute einladen, gemeinsam mit mir in diesem Blogbeitrag die Frage „Wie können wir uns selbst eine gute Freundin sein?“ zu beleuchten. Mit dieser Fragestellung ist die wunderbare Judith Oesterle zu ihrer Blogparade angetreten und dieser Beitrag ist meine Antwort darauf.

Erfahre, wie meine eigene Freundschaftsgeschichte aussieht, welche Gründe es hat, dass wir oft so hart mit uns selbst ins Gericht gehen und wie du schaffst, dir eine bessere Freundin zu werden.

Die Geschichte meiner eigenen Freundschaft zu mir

Vor einigen Jahren sah die Freundschaft zu mir noch ganz anders aus als heute. Des Öfteren geisterten düstere Gedanken in meinem Kopf. Stimmen, die mich niedermachten, die mir jegliche Unzulänglichkeiten aufzeigten, die mich antrieben, obwohl es mir nicht gut ging. Bis fast nichts mehr ging.

Erst durch den Beginn einer Therapie, durfte ich lernen, wieder auf mich zu hören, mich wieder zu spüren und verständnisvoller mit mir umzugehen. Im Rahmen der therapeutischen Begleitung habe ich erfahren, wodurch gewisse Verhaltensmuster bei mir entstanden sind. Ich durfte nicht nur mich mit meinen unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen kennenlernen, sondern auch ganz viel Heilung erfahren. Es war kein leichter Weg, bei dem auch viele Tränen geflossen sind. Allerdings war diese Zeit sehr prägend für mich, denn dadurch habe ich gelernt, wie wichtig es ist, gut auf sich zu achten und das Leben wieder als lebenswert anzusehen.

Natürlich erwische ich mich auch heute noch in solchen Momenten, in denen kritische Stimmen in meinem Kopf hochkommen, erst zuletzt, als ich den alten Ausweis meiner Tochter beim Abholen des Neuen vergessen hatte und völlig umsonst einen Termin beim Rathaus und die Fahrt auf mich genommen habe.

Der Unterschied ist, dass ich die Stimmen viel schneller und bewusster bemerke. Zudem lasse ich sie nicht mehr so diese Übermacht über mich haben und schaffe es viel schneller, milder mit mir umzugehen.

Aber woher kommen diese Stimmen?

Wenn wir auf die Welt kommen, sind wir Menschen wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Mit der Zeit werden wir durch unsere Erziehung geprägt. Die ersten Seiten deines eigenen Buchs des Lebens werden von dir geschrieben. Du lernst, wie du dich verhalten sollst und welche Regeln und Werte in deiner Familie herrschen. 

Hinzukommen Vorstellungen und Erwartungen an uns, die von Außenstehenden und unserem gesellschaftlichen System, wie z.B. der Schule, an uns herangetragen werden. Da der Mensch ein soziales Wesen ist und es aus evolutionärer Sicht lebensnotwendig war, in der Gruppe zu bleiben, um zu überleben, passt du dich entsprechend all den Erwartungen und Vorstellungen an. 

Mit all deinen Erfahrungen, die du machst, schreibst du weitere Seiten in deinem Buch über deine Sicht auf die Welt und wie diese Realität zu sein scheint. Vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass du Lob und Liebe erfahren hast, wenn du gute Noten abgeliefert hast oder dich dem Wunsch deiner Eltern angepasst hast. 

Demzufolge haben sich innere Antreiber entwickelt. Manche davon sind präsenter als andere. In meinem Beispiel wird es vermutlich der Antreiber “Sei perfekt” sein. Dieser kann dich nicht nur unterstützen, sondern dir auch im Wege stehen und natürlich auch wirken, wenn etwas nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast.

Die Stimmen, die uns Sachen ins Ohr flüstern basieren auf unseren Prägungen und Erfahrungen.

Wie schaffst du es jetzt, dir eine bessere Freundin zu werden?

Nachdem du erfahren hast, wie sich die Freundschaft zu mir selbst entwickelt hat und woher diese Stimmen kommen, die uns oft keine eigene gute Freundin sind, möchte ich dir nun 5 Impulse mitgeben, wie du es schaffst, dir eine bessere Freundin zu werden.

1. Akzeptiere die Situation

Ja, das klingt so einfach, ist es jedoch oft nicht. Allerdings ist die Akzeptanz der jeweiligen Situation ein erster Schlüssel zu innerer Ruhe und Frieden. Um Situationen, die du nicht ändern kannst, zu entkräften, kannst du dir folgenden Satz innerlich aufsagen: „Es ist, wie es ist.“ Sag dir diesen Satz einmal selbst auf und lass ihn wirken. Denn viele Situationen, die uns widerfahren, kommen von außen und lassen sich nicht immer beeinflussen. Daher sage dir genau in diesen nicht-beeinflussbaren Situationen diesen Satz und komme dadurch zur Ruhe.

2. Externalisiere deine innere Kritikerin

Mit der Externalisierung verlagerst du das Gefühl, welches deine innere Kritikerin in dir entfacht, nach außen und gibst ihr sozusagen eine Gestalt. Dadurch wird das Ganze greifbarer. Such dir dafür z.B. eine kleine Figur, ein Kuscheltier oder was auch immer die passende Figur für deine innere Kritikerin ist und verlagere dein Inneres nach außen. Nun kannst du direkt mit ihr als Person sprechen oder sie z.B. auch einfach mal bewusst in eine Schublade packen und diese verschließen, um somit von der inneren Stimme eine Pause zu bekommen.

3. Gehe achtsamer mit dir und deinem Körper um

Indem du bereits morgens achtsam in den Tag startest, richtest du dich auf den Tag aus und berücksichtigst damit auch deine Energien für den Tag. Daher frage dich direkt am Morgen bereits, wie es dir geht und was du heute brauchst, um gut durch den Tag zu gelangen. Diesen kleinen Check-in kannst du ideal z.B. mit dem Zähneputzen oder dem Warten auf deinen Kaffee verknüpfen. Es dauert nicht lange, ermöglicht es aber, auf deine Ressourcen und Bedürfnisse zu achten und somit wertschätzend mit dir und deinem Körper umzugehen.

4. Reflektiere regelmäßig

Die eigene Reflexion ist eine wunderbare Methode, mehr über sich zu erfahren und Klarheit zu erlangen. Indem du dich idealerweise schriftlich mit belastenden Situationen auseinandersetzt, schärfst du deinen Blick von außen. Beantworte für dich Fragen wie z.B.

  • Was ist passiert?
  • Was waren die Gründe dafür, dass das passiert ist?
  • Wie ging es mir dabei?
  • Was habe ich gefühlt?
  • Warum habe ich mich so gefühlt?
  • Wie kann ich zukünftig besser mit so einer Situation umgehen?
  • Was oder auch wer hilft mir dabei, besser mit solch einer Situation umzugehen?

Durch die Beantwortung dieser Fragen, nimmst du nicht nur eine andere Perspektive für die jeweilige Situation ein, du ergründest auch deine Gefühlswelt und verstehst, warum du tickst, wie du tickst.

Schriftliches reflektieren ist eine kraftvolle Methode mehr Klarheit über sich zu gewinnen.

5. Lege dir ermutigende Worte für dich selbst zurecht

Beginne eine Liste mit ermutigenden Worten für dich selbst zu schreiben. Überlege, wie du mit einer Freundin sprechen würdest. Welche Sätze du ihr sagen würdest und schreibe dir diese auf. Immer wenn du mitbekommst, dass du dich wieder kritisierst, wirf doch mal einen Blick auf deine Liste der mitfühlenden Worte und überlege, welche dir genau jetzt helfen, milder und gnädiger mit dir umzugehen.

Alles ist ein Prozess

Wie du siehst, gibt es Möglichkeiten tagtäglich zu erlernen, sich selbst eine gute Freundin zu sein oder es zu werden. Wichtig ist, einfach mal anzufangen und alte Muster zu durchbrechen. Das benötigt natürlich Zeit und ist ein Prozess, der in Gang gebracht werden darf.

Sei dir bewusst, dass du damit gegen deine inneren und zu 90 % unbewussten Handlungen und Gedanken arbeitest und neue Wege beschreitest. Wie du als kleines Kind das Laufen gelernt hast, kannst du die dich voller Entdeckungsfreude auf diese neuen Pfade zu begeben. Hab Spaß daran, dich auf eine ganz neue Art und Weise kennen und lieben zu lernen.

Wenn du Unterstützung dabei benötigst, ich bin liebend gerne bereit, dir zu helfen. Ich begleite dich von Herzen und mit meiner eigenen Erfahrung und Expertise dabei, dass du nicht nur mehr Klarheit gewinnst, sondern auch mitfühlender mit dir umgehen lernst. Lass uns gerne unverbindlich und kostenfrei sprechen und schauen, wie und ob ich dir helfen kann.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Anja Böhm

    Super Artikel, weil er authentisch rüberkommt.
    Ich kann mich gut mit der Situation mit dem vergessenen Ausweis identifizieren.
    Danke für die Impulse, „akzeptiere die Situation“ beherrsche ich mittlerweile schon ganz gut 🙂
    LG, Anja

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Ich bin Jenny, seit 2020 Mama eines
kleinen Wirbelwindes und Gründerin
von Moms 4 Moms. Meine Mission ist 
es Mütter miteinander zu verbinden,
frei nach dem Motto: „Gemeinsam, 
statt einsam“

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